Auch auf nassem Fuß
kann man der Schönheit Japans
niemals entrinnen
Liebe Freunde, wir sind nun den dritten Tag auf Hokkaido und während wir auf einer fünfstündigen Fahrt in den Akan-Nationalpark (200 km, dazu später mehr) sind, nutze ich die Zeit, euch über die letzten Tage zu erzählen.
Der Flug lief ereignislos, außer dass wir auf dem Zwischenstopp in Peking feststellen mussten, dass man a) auf dem Flughafen nirgends rauchen darf (uns graut schon vor dem Rückflug mit acht Stunden Aufenthalt dort!) und b) die Chinesen – zumindest jene, die am Flughafen arbeiten, sei es im Sicherheits- oder auch im Servicebereich – wahnsinnig unfreundlich sind.
Doch in Japan angekommen, stand uns noch eine Fahrt mit dem Mietwagen zu unserer Unterkunft bevor. Blauäugig wie wir waren, dachten wir, dass die ca. 140 km ja schnell runtergefahren sind, aber da hatten wir uns ganz heftig getäuscht; womit wir wieder zum Anfang des Textes zurückkommen: Mit schnell mit dem Auto irgendwo hinfahren ist hier nada! Da man auf den Landstraßen größtenteils nur 50 km/h fahren darf, innerorts sogar nur 40 km/h, und das Highwaynetz (Höchstgeschwindigkeit 80 km/h – wow!) eher rudimentär ausgebaut und auch landschaftlich nicht sehr reizvoll ist (Tunnel an Tunnel), ist man selbst für die kürzeren Strecken sehr lange mit dem Auto unterwegs; was natürlich nach zwei langen Flügen (16 Stunden inkl. Zwischenstopp) und dementsprechend wenig Schlaf doch ein ganz schöner Gewaltakt war.
Aber an der Unterkunft angekommen, wurden wir für die Mühen entschädigt: Es ist einfach wunderschön hier!
Dank des Blicks von der Terrasse unserer Holzhütte und des phänomenale Wetters waren die Strapazen der dreieinhalbstündigen Fahrt schnell vergessen.
Nachdem wir uns am ersten Abend schnell auf unsere Futons verzogen haben und zwölf Stunden durchgeschlafen hatten, begann der neue Morgen mit einem Frühstück, woraufhin wir in den nächstgelegenen der Nationalparks auf Hokkaido, dem Daisetsuzan Nationalpark, fuhren. Denn hier gibt es eine Seilbahn, mit der man den höchsten Gipfel Hokkaidos, den Asahi-dake (ca. 2200 m), auch ohne große Mühen und mit Jetlag erklimmen kann.
Dummerweise waren wir so scharf darauf, die Aussicht zu genießen, dass wir uns in der Station nicht weiter umgesehen haben und sofort losgestapft sind. Mit klatschnassen Turnschuhen und Füßen am Aussichtspunkt angekommen, durften wir feststellen, dass es in der Station einen kostenlosen Gummistiefelverleih gibt – aber da war es schon zu spät. Alle anderen hatten das Schild wohl gesehen und so waren wir die einzigen beiden mit Turnschuhen, noch dazu die einzigen Nicht-Japaner. So haben die sich dann natürlich auch hinter unserem Rücken ziemlich über uns amüsiert.
Aber die kalten Füße waren Nebensache, denn der Ausblick war einfach unglaublich und einen Berggipfel, der in Schwaden von Dampf heißer Quellen gehüllt ist, ist auch eine Sache, die man nicht oft zu sehen bekommt.
Trotzdem schlitterten wir in unserem unpassenden Schuhwerk alsbald wieder zurück zur Station und fuhren nach der Seilbahnfahrt ins Tal gleich weiter nach Asahikawa, der zweitgrößten Stadt Hokkaidos (ca. 380.000 EW). Dort stellten wir fest, dass der durchschnittliche Japaner (wahrscheinlich ist das in den richtigen Ballungszentren auf Honshu anders, aber das werden wir ja noch feststellen) entweder nicht Englisch sprechen kann oder will, aber trotzdem wahnsinnig hilfsbereit ist. Denn nachdem wir die Fußgängerzone erkundet hatten, die durch hunderte Lautsprecher mit Werbejingles dauerbeschallt wurde, und nun doch etwas Hunger hatten, fragten wir auf Englisch eine Gruppe japanischer Jugendlicher, die rauchend vor einer Kneipe rumlungerten, wo man denn hier gut Ramen essen könne. Per Gesten wurden wir aufgefordert, ihnen zu folgen, flugs packten sie ihre Räder und begleiteten uns weiter lässig rauchend zu einem kleinen Ecklokal, in dem wir die ersten Ramen (in Christians Fall die ersten überhaupt) unserer Japanreise probierten; ein Bier dazu und was soll man sagen – die Japaner habens essenstechnisch einfach drauf!
Auf dem Rückweg zum Auto besuchten wir noch einen ziemlich coolen kleinen Plattenladen und tranken noch eine Maple-Salted-Caramel-Latte in einem Café, dass vom Hipsternessfaktor auch wunderbar in die Ingolstädter Innenstadt gepasst hätte. Die Ausfahrt aus dem Parkhaus, in das wir den Mietwagen abgestellt hatten, war Gott sei Dank nach einer etwas konfusen Suche nach dem Zahlautomaten mit mehreren lustigen Begegnungen mit Japanern, die entweder winkend wegliefen oder seltsame Gesten machten, als wir sie nach dem gesuchten Objekt fragten, relativ schnell beendet; und so fuhren wir mit Zwischenstopp im Supermarkt wegen Bier- und Weinkaufs und anschließendem Amüsieren über das für uns doch sehr exotische Angebot dort zurück ins Himawari Cottage Inn. Der Abend klang dann sehr gechillt mit dem ein oder anderem alkoholischen Getränk aus, und eine Nacht später sind wir am heutigen Tag angekommen.
Heute servierten uns die Gastgeber das erste typisch japanische Frühstück mit Lachs, Reis, Rettich, Fischrogen, Misosuppe und weiteren Spezialitäten, und was soll ich sagen: Es war sowas von lecker!
Noch ein paar Anmerkungen von mir, Christian:
Bisher wurden alle Erwartungen, die ich an diese Reise hatte, mehr als erfüllt. Das Essen ist einfach überragend. Der eigentliche, heimliche Grund aber nach Japan zu reisen waren die sagenumwobenen High Tech Toiletten. Einfach toll!
..wie oft haben wir uns schon über seltsames Verhalten von japanischen Touris amüsiert – und jetzt lauft ihr in Turnschuhen schneebedeckte japanische Berge nauf, herrlich!!
Toll geschrieben und manches Buidl weckt Erinnerungen, merci dafür und macht weiter so! 😉