Godzillas Heimat

in jeder Straße was los

ja, das ist Tokio

So, wir sind nun schon den dritten Tag in Tokio (Anreisetag nicht mit eingerechnet) und ich habe schon ein schlechtes Gewissen, weil ich immer noch nichts berichtet habe; aber es gibt so viel Zerstreuung hier, dass man gar nicht zum schreiben kommt! Bevor es zu viel wird und ich die Hälfte vergesse, hier eine Zusammenfassung der bisherigen Eindrücke:

Den Tag der Ankunft habe ich nicht mit eingerechnet, weil da wirklich gar nichts mehr passiert ist. Nach neuneinhalb Stunden im Zug waren wir so durch, dass uns nicht einmal die Sehenswürdigkeiten Tokios mehr rauslocken konnten.

Tags darauf erkundeten wir dann das Viertel, in dem auch unser Apartment liegt. Shinjuku ist – laut Reiseführer und einschlägiger Internetseiten – ein ziemlich hippes Viertel, was sich uns auch bestätigt hat. Trotzdem liegt eine gewisse Entspanntheit in der Luft und so hat sich die Lage unserer Unterkunft als wahrer Glücksgriff erwiesen. In Shinjuku leben auch sehr viele Menschen koreanischer Herkunft, so sind hier die Themen Kosmetik und auch K-Pop Boybands sehr prominent an jeder Straßenecke vertreten; außerdem kann man wahnsinnig gut zu günstigen Preisen essen.

Nachdem wir durch die Gassen flaniert waren und es dunkel wurde, beschlossen wir, ins berüchtigte Golden Gai zu gehen. Hierbei handelt es sich um den Rotlichtbezirk Tokios.

Doch wie auch die Reeperbahn in Hamburg durch den Tourismus nicht mehr so gefährlich und dubios ist, wie sie mal war, erging es auch Golden Gai: Mittlerweile gibt es einfach wahnsinnig viele Kneipen verschiedenster Couleur auf kleinem Raum, von Gefahr keine Spur mehr. Hier verschlug es uns in eine Punk-Kneipe, deren Besitzer, ein Mohawk-Träger in den Mittvierzigern (geschätzt), sehr kommunikativ war und uns einen Haufen Informationen für Shinjuku mitgab.

Später kamen dann noch zwei japanische Geschäftsleute und ein Pärchen aus Malaysia dazu und der Abend wurde richtig lustig. Speziell der doch schon etwas ältere japanische Geschäftsmann im Anzug, der noch nicht mal richtig zur Tür rein schon die Sex Pistols mitgrölte, war eine echte Stimmungskanone. Nach sehr viel Gelächter, interessanten Gesprächen und einigen Gin Tonics verließen wir etwas beschwipst die Kneipe – aber es war sicher nicht unser letzter Besuch!

Am nächsten Tag wagten wir uns nach einem Morgen, an dem es wie aus Eimern schüttete, doch mal aus Shinjuku heraus, um eines der nächstgelegenen Viertel, Shibuya, zu erkunden. Wie sich dabei herausstellte, ist a) nächstgelegen nicht unbedingt nah und b) Shibuya in meinen Augen total überbewertet. Shinjuku ist jetzt auch nicht unbedingt bevölkerungsarm, aber Shibuya ist extrem überlaufen und sehr hektisch. Es gilt ja als DAS Shoppingviertel Tokios, aber man sah hier fast nur internationale Ketten. Auch die berühmte Kreuzung konnte das nicht mehr herausreißen, und so verließen wir Shibuya auch bald wieder, schließlich wollte der ganze Weg (mit jetzt schon schmerzenden Füßen und Blasen) auch wieder zurückgelaufen werden!

Der heutige Tag weckte uns mit strahlendem Sonnenschein, und so beschlossen wir, mal unseren Japan Railway Pass ein bisschen auszunutzen und weiter entfernte Viertel zu erkunden. In Tokio gibt es nämlich neben den normalen Metrolinien die Yamanote Line, die nicht nur ringförmig viele wichtigen Stationen mit etlichen Sehenswürdigkeiten anfährt, sondern auf der auch besagter JR Pass gilt. Beginnend am Shinjuku Bahnhof hielten wir als erstes Takadanobaba, weil ich unterwegs eine Melonpan-Bäckerei erspäht hatte und unbedingt diese typisch japanische Köstlichkeit probieren wollte. Nach diesem kurzen Zwischenstopp war der nächste Halt, an dem wir ausstiegen, Ikebukuro. Dort gibt es ein „Life Safety Learning Center“, in dem man erleben kann, wie sich ein Erdbeben anfühlt. Leider hatten wir keine Ahnung, dass das nur zu bestimmten Uhrzeiten geht, und so zogen wir unverrichteter Dinge wieder ab. Die nächste Station, die wir ansteuerten, war dann Akihabara, das Mekka aller Manga- und Animefans. Nach einem Snack in einem Izakaya, einer Art japanischer Kneipe mit Essensangebot, stürzten wir uns dort in den Wahnsinn: an jeder Ecke stehen junge Mädchen in allen (un)denkbaren Kostümierungen und werben für die unzähligen Maid Cafés, überall sind Spielhöllen und lärmende Pachinkohäuser (das ist eine Art japanisches Glücksspiel, das ich in keinster Weise kapiere), Mangastores und riesige Geschäfte mit Actionfiguren… man kommt hier einfach mit den Schauen gar nicht mehr hinterher!

Doch leider fliegt die Zeit ja meist, wenn etwas Interessant ist, und so mussten wir doch wieder aufbrechen und zurück in Richtung Shinjuku fahren. Da wir aber gerade mal die Hälfte der Yamanote Ringbahn geschafft haben, werden wir übermorgen die andere Hälfte abklappern und sicher nochmal Akihabara besuchen.

Für morgen ist ein Ausflug nach Kamakura mit der berühmten Buddhastatue und ein Besuch der Halbinsel Enoshima geplant. Aber darüber erfahrt ihr mehr im nächsten Bericht. Bis dahin – Sayounara liebe Freunde!

Noch eine kurze Anmerkung von mir (Christian):
Wir haben hier in Tokio bisher schon soooo viel erlebt und gesehen. Angis Bericht ist nur ein kleiner Abriss der letzten Tage. Ich persönlich finde es sehr beruhigend dass Godzilla persönlich über unser Viertel wacht:

Hier noch ein paar weitere Impressionen:

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