Karaokebar

und ein Drache, der für im-

mer auf der Haut bleibt

Eines der drei großen K, die ich mich für den Urlaub vorgenommen hatte, war natürlich Karaoke singen. Also war der Plan, den Abend dafür zu nutzen. Vorher besuchten wir noch eine Bar mit Namen Lèscamoteur, eine irre Cocktailbar, in der es zuging wie beim Alchemisten. Nachdem wir uns dort schonmal auf die bevorstehende Aufgabe eingestimmt hatten, ging es weiter in den Karaokeschuppen. Möglichkeiten um in Japan Karaoke zu singen, gibt es mannigfach; leider handelt es sich oft um sogenannte Karaokeboxen, die man mieten kann. Man ist dann also alleine oder mit Freunden in einem Raum mit Sitzgelegenheiten und kann da voll loslegen. Da sowas aber zu zweit jetzt nicht wirklich Spaß macht, haben wir uns in die „Barcode“ (nicht zu verwechseln mit der Bar Code in Ingolstadt) begeben, eine der nicht so zahlreichen richtigen Karaokebars. Das Publikum war bunt gemischt, Einheimische und Touristen, und die Stimmung war phänomenal! Dort trafen wir auch zum ersten Mal auf der Reise Deutsche, eine Architekturklasse aus Hamburg, die anscheinend auf ihrer neuntägigen Japan-Exkursion jede Nacht durchgemacht haben und die am nächsten Tag wieder zurück nach Deutschland flogen. Die Reise hatte schon Tribut gefordert, der Professor hatte sich beim Absturz über die steilen Treppen der Bar die Nase blutig geschlagen und besagte Treppe forderte ein weiteres Opfer, das den Rest des Abends mit kaltem Lappen auf dem Steißbein rumhinkte – der Rückflug muss der reinste Horror gewesen sein! Es war ein phänomenaler Abend, der voll war mit netten Begegnungen, zahlreichen Getränken, ebensovielen „Kanpai“-Rufen und skurrilen Karaokedarbietungen (auch unsererseits), und so torkelten wir zu später – oder früher – Stunde glückselig wieder in unsere Unterkunft zurück.

Ich (Christian) hatte am nächsten Tag eine besondere Verabredung. Bereits seit Tokio war ich per Mail in regem Kontakt mit einem Tätowierer. Mein Termin war auf 11 Uhr gelegt, sechs Stunden später verließ ich den Laden und war froh und glücklich über meine Tätowierung, und dass es endlich vorbei war (ab der dritten Stunde wurde es anstrengend).

Noch eine Anmerkung zu der Karaoke Bar: Als wir das erste mal drin waren, war Wochenende und die Hölle war los. War wirklich sehr lustig. Seit diesem Tag weiß ich, das ‚Paranoid‘ von Black Sabbath nicht unbedingt meine Stimmlage ist :-). Wir waren ein paar Tage später nochmal in der Bar, es war relativ wenig los, und die Lieder, die gesungen wurden waren in meinen Augen nur Schnulzen… Da mussten wir ja praktisch ein Statement setzen und zu GUTER Musik singen. Angi wählte „Under the bridge“ und ich „God saves the Queen“ (Sex Pistols). Bei Angi war das Mic leider nicht eingeschaltet, aber ich, der neben ihr saß kann bezeugen dass sie gut gesungen hat. Ich, mit meiner Bühnenerfahrung (lach) hab bei meinem Song sofort gemerkt dass das Mic nicht geht und ein anderes genommen. Ich hab natürlich schlecht gesungen, dafür aber laut! Ich glaube, an diesem Abend war ich der Einzige, der keinen Applaus bekam (außer von Angi). But who cares?

Für den letzten Tag hatten wir uns vorgenommen, Kyoto auf die sportliche Tour zu erkunden. Denn die Stadt gilt als äußerst fahrradfreundlich und durch die weit ausgedehnte Lage der Sehenswürdigkeiten bietet sich ein Ritt auf dem Drahtesel super an. So besuchten wir den nächstgelegenen Fahrradverleih und ergatterten zwei klapprige Dreigangräder, die bei uns wohl als Fahrräder für 12jährige durchgehen würden. Bei 30 Grad im Schatten und strahlendem Sonnenschein ging es am Fluss entlang zum Shinto-Schrein Fushimi Inari-Taisha, der berühmt ist für seine unzähligen Tori:

Von dort ging es weiter zurück in die Innenstadt, um ein weiteres meiner drei K abzuhaken: Kobe-Rind probieren. Am Vortag hatten wir schon ein Restaurant ausgesucht, und da es mittags immer günstiger ist, essen zu gehen, war dies der perfekte Zeitpunkt. Nachdem wir unsere Räder auf einem speziellen Radparkplatz abgestellt hatten (man darf sein Rad hier nur auf ausgeschilderten Parkflächen stehen lassen, die Stadtverwaltung packt sie sonst einfach auf einen Wagen und man muss Strafe zahlen), suchten wir ungefähr eine dreiviertel Stunde, bis wir endlich den Laden gefunden hatten, nur um festzustellen, dass ein Kobesteak umgerechnet ca. 110 Euro kostet. So aßen wir dann schnell was anderes, um die Zeit bis zur Radrückgabe um 18 Uhr gut zu nutzen. Das nächste Ziel war der Kaiserpalast mit dem großen Park. Mittlerweile schon total durchgeschwitzt erreichten wir diesen und besuchten dort noch einen kleinen Schrein und einen Garten; den eigentlichen Kaiserpalast kann man nur mit Führung besuchen und er ist mit dem zugehörigen Nationalgarten hinter einer Mauer versteckt. Nachdem es jetzt schon fast vier Uhr war, haben wir unsere Liste der Sehenswürdigkeiten wohl oder übel zusammenkürzen müssen. Da der berühmte Arashiyama-Bambushain noch weitere 10 km entfernt war, entschlossen wir uns, als letztes Ziel den Ginkaku-ji zu besuchen, einen der großen buddhistischen Tempel in Kyoto. Und so strampelten wir los. Dumm nur, dass Google Maps einem nicht sagt, dass es bis zum Tempel nur bergauf geht, was auf klapprigen Kinderrädern bei 30 Grad echt kein Spaß ist. Als wir um 17 Uhr oben ankamen, wurde der Tempel gerade geschlossen – das hat sich ja echt rentiert! Trotzdem kann ich euch nur raten: Wenn ihr je nach Japan kommt, fahrt nach Kyoto! Eine wunderschöne Stadt, die sich ihre Erhabenheit als früherer kaiserlicher Hauptsitz trotz Meiji-Restauration erhalten hat und auch eine pulsierende Metropole der Neuzeit ist – bisher mein absoluter Städte-Favorit in Japan!

Hier noch ein paar Impressionen aus Kyoto:

4 thoughts on “Kyoto – Teil 2/2

  1. Grad nachgschaut, ich hab sie noch! „Paranoid“ von Black Sabbath war eine meiner ersten Singles, seinerzeit aus der Schallplatten-Boutique in der Theresienstraß… Gibt es von deiner Interpretation ein Video?? dann her damit hehe!!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert