Seit zwei Tagen bin ich in Indonesien. Der Wecker geht um 5 Uhr morgens, ich bin aber schon früher wach und fit und fühle mich überhaupt nicht müde, mit anderen Worten: der Jetlag hat mich voll im Griff.

Mit dem hoteleigenen Shuttlebus geht es um 5:45 zum Flughafen, wo ich erst einmal frühstücke: Roi Bakar Classic und Caffè Latte:

Bei Roi Bakar Classic handelt es sich um mit Schokostreuseln gefüllten Toast. Beides schmeckt so lala, aber egal, ab morgen werde ich den leckeren Lombok Kaffee genießen können.

Der Flug von Jakarta nach Lombok dauert ungefähr zwei Stunden. Ich habe Glück, bekomme einen Fensterplatz und kann auf dem Flug unzählige Vulkane von oben bestaunen. Angekommen überlege ich noch, wie viel das Taxi zum Hafen der Gili Inseln, Bangsal, auf meinen bisherigen Reisen gekostet hat, als mich schüchtern eine Angestellte des Flughafens anspricht: „Do you have transport?“ Als ich verneine, erklärt sie mir, dass ihr Bruder mich für umgerechnet 23 € fahren könnte; der Preis scheint mir angemessen und da ich keine Lust habe, vor dem Flughafen mit den Taxifahrern bis aufs Blut zu feilschen, nehme ich das Angebot an.

Auf der Fahrt, die am Ende zwei Stunden dauert, fällt mir auf, wie viel hier neu gebaut wurde. Während ich mich noch frage, ob das wirklich alles beim Erdbeben zerstört wurde, schlafe ich aber auch schon ein.

In Bangsal angekommen erwarten mich wie üblich die zwielichtigen Ticketverkäufer. Der eine will mir ein Speedboat oder Private Boat andrehen, was wirklich nicht nötig ist, der andere sagt, dass das Public Boat gerade eben weggefahren ist und das nächste erst in drei Stunden geht… Manche Dinge ändern sich wohl nie! Ich kaufe mein Ticket lieber am offiziellen Ticketschalter und nach 20 Minuten Wartezeit geht es schon los. Da die See recht rau ist, komme ich ziemlich durchnässt auf Gili Meno an.

Schon vom Boot aus sehe ich, dass sich einiges geändert hat. Die Unterkünfte, in denen ich bisher übernachtet habe, gibt es nicht mehr – alle durch das Erdbeben zerstört! Das ist wirklich schade, da ich mich dort sehr wohlgefühlt habe und ich die Mitarbeiter dort schon kenne und viel Spaß mit ihnen hatte.

Vor Ort bin ich mehr als geschockt und unschlüssig, wo ich übernachten soll, da treffe ich zum Glück Ari. Er hat mit der Zerstörung des „Mallias Child“ seinen Job als Barkeeper verloren und vermietet nun Schnorchelequipment. Nachdem ich meine missliche Lage erkläre, zeigt er mir eine Hütte, die ich auch sofort buche. Ich zahle 16 € pro Tag inklusive Air Condition, Frühstück und Wasserspender – nur einmal habe ich hier billiger gewohnt, und das ist schon 7 Jahre her!

Die ersten Tage auf Gili Meno wird erst einmal das „Pflichtprogramm“ abgearbeitet: Eine Inselumrundung inklusive Sonnenbrand, um zu sehen, was sich alles geändert hat und eine Massage bei Nurr, die ich schon länger kenne. Erst am dritten Tag lege ich einen Bade- und Strandtag ein.

Nachdem ich zwei Tage am Strand verbracht habe, beginne ich, meine Weiterreise zu planen. Mir wird’s schön langsam langweilig und ich habe das Gefühl, weiterziehen zu müssen. Aber vorher möchte ich noch tauchen gehen! Es gibt sicher bessere Tauchplätze, aber es macht trotzdem richtig Spaß und schlecht sind die Tauchspots hier auch nicht. Ich sehe auch das erste Mal Haie – wurde auch Zeit! Bereits nach den ersten beiden Tauchgängen verwerfe ich meine sämtlichen Pläne und schmiede neue, bei denen ich länger hier bleiben kann. Es fühlt sich so an, als wäre ich angekommen, und der typische Gili Meno Effekt setzt ein: Je länger du bleibst, desto schwerer fällt der Abschied. Vielleicht brauchte ich auch einfach die Zeit, bis sich Körper und Geist auf den entschleunigten Alltag eingestellt hatten. Aber jetzt lebe ich so in den Tag hinein und es gibt eigentlich nur zwei schwerwiegende Fragen:

  • Welchen Tauchgang lasse ich aus (ich mache höchstens 2 von 3; es soll ja nicht stressig werden! )?
  • Was und wo esse ich heute?

Überall lerne ich immer mal wieder Leute kennen, gebe Tipps zur Insel und verabschiede diejenigen, die nicht so lange bleiben können. Zwischen den Tauchgängen sitze ich gerne in einem Kaffee am Hafen und beobachte das Treiben. Das könnte ich stundenlang tun – besonders lustig finde ich die ankommenden Touristen, die mit ihren Trolleys den Sandweg regelrecht durchpflügen.

Zwischendurch gehe ich auch immer wieder zur Massage, oder unterhalte mich mit dem Auszubildenden dort. Sein Englisch ist schlecht, mein Indonesisch noch schlechter, und so ergeben sich die lustigsten Gespräche, die oft überhaupt keinen Sinn machen.

Nachdem ich jetzt schon fünfmal auf Gili Meno war und es bisher nicht einmal zur Nachbarinsel Gili Air geschafft habe, war das ein Ziel, das ich unbedingt erreichten wollte. Deshalb nehme ich mir einen Tag frei vom Tauchen und fahre 15 Minuten mit dem Boot dorthin. Bereits nach einer halben Stunde bereue ich diese Entscheidung, hier ist mir viel zu viel los nach den 10 Tagen auf Gili Meno, ich bin fast ein bisschen gestresst. Mit dem nächsten Boot fahre ich wieder zurück und bin froh, auf der ruhigsten, für manche bestimmt auch langweiligsten der Gili Inseln anzukommen.

Ein angsteinflößendes Erlebnis hatte ich auch schon: Ich wachte sehr früh auf und grübelte schon, weshalb ich aufgewacht bin, als es plötzlich einen Schlag tat, als hätte jemand die Hütte um 10 cm angehoben und wieder fallen gelassen. Die Hütte knirschte, mein Herz raste, Adrenalin pur! Ich war schon drauf und dran, aus der Hütte zu laufen. Da aber nichts weiter geschah, schlief ich nach einer halben Stunde doch wieder ein. Im Internet konnte ich keine Informationen finden, aber ich hatte richtig Angst, nachdem die Ruinen des großen Erdbebens noch allgegenwärtig sind.

In ca. 7 Tagen habe ich bereits eine Reservierung in Yogyakarta. Ob ich vorher noch wo anders hinfahre steht noch in den Sternen. Im Moment fühle ich mich auf Gili Meno einfach pudelwohl!

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