Da das jetzt unser 2. Besuch der kambodschanischen Hauptstadt ist, wird es Zeit, dass wir uns auch mit der jüngeren Vergangenheit dieses Landes auseinander setzen. So standen heute das Gefängnis S 21, das heutige Toul Sleng Museum und die sog. Killing Fields auf dem Programm. Ein deutsches Pärchen, das wir in Myanmar getroffen haben, hat uns von ihrem Besuch hier erzählt, so dass wir schon eine ungefähre Ahnung haben, was auf uns zu kommt. Auch haben wir seit unserem letzten Besuch vor 3 Jahren viel über die Geschichte Südostasiens gelesen. Aber wie so oft, kann man auf manche Dinge einfach nie richtig vorbereitet sein.

Aber erstmal schnell ein bißchen Geschichte: Während der Herrschaft der Roten Khmer unter Pol Pot sind in Kambodscha ca. 1,8 – 2,2 Millionen Menschen entweder ermordet worden oder an Unterernährung oder Krankheiten gestorben. Pol Pot wollte aus Kambodscha einen Bauernstaat machen. Die Menschen aus den Städten wurden aufs Land umgesiedelt und alle, die er als Verräter betrachtet hat, ins Gefängnis gesteckt, gefoltert und ermordet worden. Wen es näher interessiert, klicke hier.

Unsere 1. Station war das heutige Toul Sleng Museum, damals bekannt als das S21 Gefängnis, davor war es mal eine Schule. Die ehemaligen Schulräume wurden zu Zellen umgebaut.

Die Schule besteht aus mehreren Gebäuden und einem Innenhof. Als die Vietnamesen dem Spuk in Kambodscha ein Ende bereitet haben, fanden sie hier 14 Tote, die im Innenhof begraben wurden und 7 Überlebende. Die Gebäude selbst wurden teilweise so belassen, wie man sie vorgefunden hat und teilweise werden dort z. B. die Fotos der ehemaligen Insassen ausgestellt.
Denn wie auch die Nazis, haben die Roten Khmer alles fein säuberlich dokumentiert und jeden Insassen erstmal fotografiert.
Auch die Führungsriege der Roten Khmer kommt nicht zu kurz. In einigen Räumen sind ihre Lebensläufe und auch original Briefe aus dieser Zeit ausgestellt. Fast alle haben sie in Frankreich studiert. Erschreckend ist auch, wie paranoid alle waren! Das geht so weit, dass noch im Jahr 1997 Pol Pot einen anderen Führenden samt Familie hat umbringen lassen.

In einem Gebäude sind die Räume durch Holzwände in klitzekleine Zellen unterteilt worden. Ich (Claudia) konnte erst fast nicht reingehen. Das beklemmende Gefühl war so extrem, dass ich erst einen Stock höher mal kurz reingegangen bin. Unglaublich!!!!

Phnom Penh

Besonders extrem sind auch die Folterwerkzeuge, die uns eher ans Mittelalter und die Folterung von Hexen erinnert haben!

Weiter ging es zu den Killing Fields, es gab ungefähr 300 solcher Killing Fields in Kambodscha. Man geht davon aus, dass man bis heute noch nicht alle gefunden hat.

Hierher wurden die Gefangenen gebracht, zusammengepfercht auf irgendwelche Karren. Wir fahren mit einem Tuk Tuk.
Jeder Besucher bekommt einen Audioguide, den es in vielen Sprachen gibt. Schon zu Beginn wird einem erklärt, dass man nichts vom Boden aufheben, aber gut aufpassen soll, da immer noch Knochen, Zähne und Kleidung nach oben kommen, gerade nach der Regenzeit.

So laufen wir von einem Punkt zum anderen und sind immer mehr schockiert von den Greueltaten, die sich hier auf diesem recht idyllischen Feld zugetragen haben. Die Löcher, die wir schon von weitem gesehen haben, entpuppen sich als ehemalige Massengräber, in denen auch mal nur Frauen und Kinder oder mal ein ganzes Heer ohne Köpfe gefunden wurden. Da Munition damals teuer war, wurden die Menschen auf unglaublich brutale Art getötet, nämlich erschlagen oder ihnen wurde sogar mit den scharfen Kanten von Palmblättern die Kehle durchgeschnitten. Am allerschlimmsten ist ein Baum, an dem kleine Kinder einfach mit dem Kopf dagegen geschlagen wurden. Alles in allem mag man gar nicht glauben, dass Menschen zu solcher Gewalt und Brutalität überhaupt fähig sind. Eine Gedenkstupa wurde mitten auf dem Feld erbaut, in der sind nun die Totenschädel und größere Knochen der Opfer aufgebahrt. Mehr als einmal kämpfen wir mit den Tränen.

Phnom Penh

Für uns ziemlich unglaublich ist, dass die Rote Khmer bis ins Jahr 1982 einen Sitz in der UN hatte und als offizielle Regierung von Kambodscha anerkannt wurde. Erst vor ein paar Jahren haben die ersten Gerichtsverhandlungen gegen die Verantworlichen dieser Massaker begonnen. Lediglich einer der Führungsriege hat bis jetzt so etwas wie Reue gezeigt.