Nach 1 Woche in Orchha ist es uns richtig schwer gefallen wieder unsere Rucksäcke zu packen und weiter zu ziehen. Nach einem letzten Abendessen im Milan ging es mit einer Rikschaw zum Bahnhof nach Jhansi, von wo aus wir mit dem Nachtzug nach Varanasi gefahren sind.
Eigentlich stand Varanasi schon bei unserem 1. Indienurlaub auf dem Plan, nur damals haben wir es nicht geschafft. Somit war es uns diesmal wichtig, endlich auch die wohl heiligste Stadt Indiens zu besuchen. Nachdem wir ja jetzt schon einiges hier in Indien gesehen haben, glaubten wir, dass uns nicht mehr viel schocken kann, aber da wurden wir in den letzten Tagen eines Besseren belehrt.
Varanasi ist bekannt für die verschiedenen Ghats, das sind Treppen, die in den Ganges führen. Am beeindruckendsten sind die Verbrennungsghats, dort werden die Toten am Ufer verbrannt. Fotografieren ist verboten! Die Toten werden in ein langes Leintuch eingewickelt und erstmal in den Ganges gelegt. Dadurch soll das Karma gereinigt werden. Danach werden sie direkt am Fluß verbrannt. Im Wasser stehen ein paar Männer mit Sieben und suchen in der Asche nach Gold oder Schmuck.
Dann gibt es noch Badeghats, Wäschewaschghats, Ghats von denen aus die Bootstouren losgehen und Ghats auf denen (ohne Sch…) nur menschliche Sch…. rumliegt!!!
Die Inder glauben, dass man, wenn man in Varanasi stirbt, den ewigen Kreislauf von Geburt und Wiedergeburt durchbrechen kann und direkt ins Nirvana gelangt. Daher kommen viele Inder zum Sterben nach Varanasi. Der Ganges gilt besonders hier als heilig: die Mutter Ganga. Daher wird hier im Ganges auch gebadet, um die Sünden wegzuwaschen und wieder ein gutes Karma zu bekommen und viele füllen sich extra Gangeswasser ab oder trinken es an Ort und Stelle.
Gespräch zwischen uns am 2. Tag:
Claudi: Und wie gefällt es DIR hier?
Christian: Mh, ich bin da so ein bißchen hin und hergerissen…(kurze Pause), aber eigentlich ist es ein Drecksloch!!
Und das kommt so:
Die wichtigsten Ghats sind in der Altstadt. Man kann direkt am Fluß entlang oder durch die engen Gassen der Altstadt von einem zum anderen Ghat gehen. Hier sind nicht nur Fußgänger, sondern auch Mopeds, Fahrräder, Kühe, Hunde, Ziegen und Büffel unterwegs. Die Gassen sind höchstens 2 m breit. Ungefähr so wie die Zipfelgasse in IN, also das letzte enge Stück beim Holzmarkt. Und überall, also wirklich überall liegen Exkremente und/oder irgendeiner (mal Mensch mal Tier) pinkelt gerade gegen eine Wand. Das ist unglaublich!!! Am schlimmsten wird es, wenn sich dann alles zusammen zu einem Brei entwickelt!
Wir haben auch die klassische Bootstour bei Sonnenaufgang gemacht. Ich (Claudi) war mehr von der Fahrt zu den Ghats beeindruckt, man könnte auch sagen geschockt. Durch den Smog war das Licht der Straßenbeleuchtung ein ganz warmes gelb, das sah so ein bißchen aus wie eine Filmkulisse. An den Straßenrändern lagen ganz viele vermummte Gestalten, einige total verwahrloste Menschen saßen auch um Lagerfeuer herum, die sie aus Müll und Kuhdung machen. Sogar auf den Fahrradrikschaws haben vermummte Gestalten geschlafen! Unglaublich unter welchen Bedingungen die armen Menschen hier leben müssen!
Die Bootstour selbst war ganz nett, kalt und wir hatten leider ein bißchen Pech mit dem Licht.
Spätnachmittags sind wir dann gleich nochmal 1 Stunde mit einem Boot rumgetuckert. Aber glaubt nicht, dass wir freiwillig auch nur den kleinen Finger in das (heilige) Wasser getaucht hätten!! Laut unserem Reiseführer ist die Anzahl der Keime 4.000 mal höher als der Grenzwert, bis zu dem das Wasser zum Baden geeignet ist!
Wir sitzen mittlerweile im Nachtzug nach Delhi und hätten nie gedacht, dass wir uns mal soo freuen nach Delhi zu kommen!
Fotos gibt es hier.