Der Wecker klingelte um halb 6 und wir hatten eine 7 Stunden Zugfahrt nach Amritsar vor uns. Aber alles lief ganz relaxt, vom Hotel aus konnten wir zum Bahnhof laufen. Auf der Anzeigetafel stand bereits unser Zug, also ab zum Gleis. In Indien hat jeder Fahrgast einen festen Platz, daher hängen außen an den Waggons die Namenslisten, damit man sich nicht mit dem Gepäck durch den ganzen engen Zug zwängen muss. Wir haben unsere Namen schnell gefunden und schon saßen wir drinn, im Expresszug nach Amritsar. Das Zugticket hatten wir bereits in Deutschland gebucht. Für die knapp 9 Euro pro Person bekamen wir Zeitung, Wasser, Tee und Frühstück. Der Service war besser als bei unserem Flug nach Delhi mit Virgin Atlantic :-). Nur die Klimaanlage funktionierte im Zug nicht, ist wohl kein rein deutsches Problem :-). Nach der langen Fahrt, die Claudi mal wieder fast ganz verschlafen hat, waren wir trotzdem ziemlich geschafft.
Als fast einzige Touris im Zug waren wir Frischfleisch für die Rikschafahrer. Uns hat noch am Gleis ein Rikschafahrer angesprochen, wir haben nur nicht gleich verstanden, dass der uns mit dem Fahrrad transportieren will und sofort zugesagt. Das ist schon eine seltsame Situation, da er sich damit ja seinen Unterhalt verdient und er von uns Touris bestimmt das doppelte bekommt (wir haben nicht gehandelt, sondern sofort den Preis akzeptiert, den er genannt hat), als das, was ein Einheimischer (oder auch mal drei) für die gleiche Strecke bezahlt hätten. Wir dagegen fühlen uns schon komisch, wenn sich so ein dünnes Männchen da abstrampelt und die Kilos will ich gar nicht ausrechnen, die wir und unser Gepäck auf die Waage bringen. Damit ihr euch eine Vorstellung machen könnt: wir haben 50 Rps bezahlt, also nicht mal 1 Euro für ca. 3 km. Nur an der Brücke, als es bergauf ging, mussten wir absteigen, durften aber nicht mitschieben, bergab war dann abenteuerlich, aber keine Sorge, die Bremsen haben wunderbar funktioniert (brake by wire) und auch der Chaosverkehr drumherum hat sich gut angepasst 😉
Dann stellte sich die nächste drängende Frage: wohin fahren wir überhaupt genau, denn eine Unterkunft hatten wir noch nicht reserviert. Und wie das nunmal immer so ist, wusste der Fahrradrikschafahrer natürlich eine, aber die war so grauenvoll, dass wir erstmal auf den Lonely Planet zurückgegriffen haben. Nachdem wir noch 3 Zimmer angesehen hatten, und alles ja mal entschieden werden muss, haben wir das noch beste Zimmer möglichst nahe am goldenen Tempel genommen. Unsere Ansprüche hatten wir derweil den Gegebenheiten angepasst und das, was dabei rausgekommen ist sieht man hier:
Nach nur einer Nacht haben wir das Hotel gewechselt. Unsere neue Unterkunkt war sauberer und man hatte von der Dachterrasse aus einen herrlichen Blick auf den goldenen Tempel:
Mich hat der goldene Tempel ja mehr beeindruckt, als das Taj Mahal. Der goldene Tempel wird hauptsächlich von Einheimischen besucht. Man sieht nur ganz wenig Touristen. Bevor man den Tempel betritt, muss man seine Haare bedecken, und zwar mit einem Tuch. Wie ja immer, muss man seine Schuhe abgeben. Beim Eingang des goldenen Tempel geht es dann erstmal durch ein Wasserbad, das ähnlich wie bei uns im Freibad ist, so dass man den Tempel mit sauberen Füßen betritt!
Nach dem Wasserbad stehen 2 Wachmännter in traditioneller Kleidung direkt am Eingang und haben, wie im Film, als wir kamen ihre Speere überkreuzt, so dass wir stehen bleiben mussten. Sie fragten uns, ob wir Waffen, Dorgen oder Zigaretten dabei haben. Als wir verneinten, gaben sie uns den Weg frei. Ja, da fühlt man sich schnell mal, wie in 1001 Nacht.
Die Stimmung im Tempel ist unbeschreiblich!
Mittags gibt es dort auch kostenloses Essen für alle, das haben wir uns aber nicht angeschaut. Besonders atmosphärisch war der Tempel abends, als es bereits dunkel war. Aber seht einfach selbst:
Nur einen Nachteil hatte das Ganze. Man darf im ganzen Gebiet um den Tempel nicht rauchen!!!! Nicht auf der Strasse, nicht im Restaurant, nur in Privaträumen (und zum Glück auf unserer Dachterrasse)!