Pondicherry gefällt uns sehr gut. Es hat noch einen französichen Flair und am Sonntag ist auch der Verkehr mal etwas ruhiger als sonst. Wir sind wie immer einfach mal losgelaufen und genießen das Klima hier. Es ist nämlich nicht extrem heiß, sondern unglaublich angenehm warm. Nach einer Stärkung im Art-Cafe gehts am Ufer entlang:
Dann landen wir im Ashram, also kurz, und erfahren so von “der Mutter” und Sri Aurobindo, die hier ein Ashram gekründet haben und die geistigen Eltern von Auroville sind. Der einzige Tempel in Pondi ist leider wegen Renovierung oder so geschlossen, so laufen wir noch durch den schönen Park und schauen uns eine der Kirchen von Innen an. Abgesehen von einer Krähe, die sich hierher verflogen hat, ist es auch ganz spannend die Einheimischen zu beobachten. So sitzt in einer der vorderen Reihen ein junger Inder, der nach seinem Gebet vor dem Altar auf die Knie fällt, wieder aufsteht und dann die Füße der Statuen berührt.
Auroville müssen wir natürlich auch sehen. Dort leben ca. 2.000 Aussteiger, die das geistige Erbe der Mutter zu leben versuchen. Für Neugierige wie uns gibt es ein Besucherzentrum. Neben einer Ausstellung und ein paar Shops gibt es auch ein (heiliges oder besser kontemplatives) Gebäude, das Matrimandir. Man darf es aber nicht einfach so besichtigen, sondern muss vorher einen kurzen Film anschauen. In diesem Film werden die Regeln erklärt, an die man sich halten muss, wenn man hier leben will und die Entstehungsgeschichte des Matrimandir. Dann bekommt man eine schriftliche Genehmigung und darf zu dem Aussichtspunkt laufen. So sieht das Matrimandir aus:
Wenn man rein will, muss man einen extra Termin ausmachen. Wir beschliessen, dass uns das so schon reicht und schauen uns noch den Rest an. Da hier recht viele Deutsche leben gibts leckeren Kuchen mit gutem Chai und die Läden haben schon ganz nette Sachen.
Am nächsten Tag gehts wieder weiter mit dem Bus, diesmal in die “Shiva-Stadt” Chidambaram.
Dort haben wir Glück, es ist nämlich gerade ein Festival, was andererseits auch wieder kein Glück ist, denn wir bekommen einfach kein vernünftiges Zimmer, sondern müssen mit dem vorliebnehmen, indem nicht mal die Inder übernachten wollen, so zumindest unsere Theorie! Und das sieht so aus:
So leicht wollen wir aber nicht aufgeben und fragen noch ein bißchen rum. Hier sind recht wenig (westliche) Touristen und die Englischkenntnisse der Einheimischen sind teilweise recht schlecht. (little English, wie die Inder dann immer sagen) Und so kommt es manchmal zu recht konfusen Dialogen:
Christian: We are looking for a room.
Typ an der Rezeption: Today everything full, Sir.
Christian: and tomorrow?
Typ an der Rezeption: Tomorrow we have a room.
Claudia: Great, we take it!
Typ an der Rezeption: Oh no today everything is full.
Christian: ok, but tomorrow?
Typ an der Rezeption: Tomorrow not everything full.
Christian: can we make a reservation for tomorrow?
Typ an der Rezeption: no, everything full today!
Christian: yes, but tomorrow?
Typ an der Rezeption: Tomorrow?
Christian: Yes!!!
Typ an der Rezeption: At what time tomorrow?
Christian: At what time is a room free?
Typ an der Rezeption: today everything full!
Dann hat sich die Inderin, die auch da war eingemischt und wir konnten für den nächsten Tag reservieren. Geht doch 😉
Ziemlich amüsiert verlassen wir die Rezeption und sind froh, dass wir morgen umziehen können. Aber jetzt gehts erstmal zum Shiva Tempel. Zum größten Shiva Tempel Indiens. Es ist die Hölle los und schon der Hinweg ist ein einziges Chaos voll mit Menschen, Radlern und Mopeds, was das ganze recht anstrengend macht. Im Tempel, in dem wir uns fast verlaufen ist auch jede Menge geboten:
Und wie immer, dürfen wir zig Fotos machen:
Wir gönnen uns danach noch ein leckeres Essen. Werden mal wieder darauf hingewiesen, dass Chilly Parotta scharf ist, was es aber witzigerweise nie ist und ordern dann in unserer Absteige ein Bier, irgendeinen Vorteil muss das Zimmer doch auch haben! Den Antennenstecker bearbeiten wir noch so lange mit Panzertape, bis Movie Star fast ohne Rauschen geht und machen uns so noch einen netten Abend. Also fast, denn zu dieser Absteige gehört auch eine Bar, daher funktioniert der Bierservice sehr gut, aber daher wohnen hier auch fast nur Männer, die den Service die halbe Nacht nutzen. So ist auf dem Gang fast die ganze Nacht halli galli angesagt und sogar mit Ohropax ist man immer noch live dabei. Die Meisten haben ihre Zimmertüren offen, liegen im Bett und der Fernseher läuft auf voller Lautstärke. Aber auch solche Nächte gehen vorbei.
Am nächsten Tag ziehen wir dann um und fühlen uns gleich pudelwohl.
Wir sind ganz in der Nähe von Vaithisvarankoil, der Hauptstadt der Palmblattbibliotheken. Aber erstmal wollen wir dringend telefonieren und müssen feststellen, dass es hier einfach kein “ISD” gibt, also internationale Gespräche nicht möglich sind. So begnügen wir uns mit den nationalen Möglichkeiten, weil wir noch einen Termin in einer Palmblattbibliothek ausmachen wollen, Wir landen dann in einem Shop, in dem keiner englisch spricht, sie nehmen aber gerne unseren Zettel, geben ihn auch von einem zum anderen und versuchen eine Verbindung aufzubauen, was leider nicht funktioniert. Die Nummer, die ich aus dem Internet habe, scheint nicht mehr aktuell zu sein. So beschließen wir einfach mal hinzufahren und zu schauen, irgendwas wird schon gehen.
So fahren wir wiedermal mit dem Bus und kommen auch gut in Vaithisvarankoil an. Dort gibt es nicht nur einen, dort gibt es 100 Nadi Reader, also Leute, die (behaupten) aus Palmblättern lesen (zu) können. So landen wir ganz willkürlich bei einem und es geht los, wie wir es schon öfter gehört haben. Nämlich mit unseren Geburtsdatum und dem Daumenabdruck, den rechten von Christian und dem linken von mir. Ich bin als erstes dran und das “Ratespiel” beginnt. Erste Frage bzw. Feststellung war: you are born in a hospital? Herrlich! Wo auch sonst! Nach langem hin und her finden sie auch “mein” Palmblatt. Als nächstes wird Christians Palmblatt gesucht und auch hier werden sie recht schnell fündig.
Daraufhin folgt die Lesung. Es ist echt lustig, weil einer liest und ein anderer übersetzt es ins Englische. Sie erklären mir dann, dass mein Fingerabdruck die Form einer Lotusblüte hat, ob das die Amerikaner auch schon bemerkt haben??!!
Ziemlich amüsant ist die Geschichte meines früheren Lebens, dort war ich angeblich in Sri Lanka Tochter eines Brahmanen, habe aber wohl meine Familie nicht besonders geehrt und irgendwann die Donations, also die Spenden für den Tempel gestohlen und mir damit ein Haus gebaut. Dem nicht genug, habe ich bei diesem Hausbau das Haus einer Schlange zerstört und die Schlange wohl gleich mit. Tja und daher habe ich in diesem Leben ein eher schlechtes Karma, denn die Schlange scheint das persönlich genommen zu haben.
Davon einmal abgesehen werde ich mit 40 ein Buch schreiben, mit 50 nen Orden bekommen und mit 60 nochmal hier vorbeischauen, ja und älter als 86 werde ich auch. Was will man also mehr?!
Christians zukünftiger Lebensweg sieht laut dem Nadi Reader so aus (Kurzform):
– im Alter von ca. 50 Jahren wird er ein Meditations- und Yogalehrer
– irgendwann zwischen seinem 60. und 62. Lebensjahr wird er einen Tempel bauen und
– da er in seinem vorherigen Leben (und in diesem natürlich auch) ein so guter Mensch war, hat er ein unglaublich gutes Karma und wird nicht mehr reinkarnieren.
Wieder zurück in Chidambaram schauen wir beim Tempelfest vorbei. Heute steht alles unter dem Motto Tanz:
Am nächsten Tag packen wir mal wieder unsere Rucksäcke und fahren gemütlich mit dem Bus nach Kumbakonam. Dort checken wir ein und schauen uns ein paar der vielen Tempel an, die es in dieser Stadt gibt. In einem der Tempel steht ein Elefant, den man füttern kann. Wir sind schwer beeindruckt. Aber leid tut uns der Elefant schon auch!
Beim Heimweg waren wir spontan shoppen und sind nun stolze Besitzer indischer Kleidung!
Am nächsten Morgen hat Christian Halsweh, aber zum Glück ist die Apotheke gleich nebenan und während er sich noch ein bißchen ausruht, mach ich mich auf den Weg nach Dharamsula. Dort soll es nämlich einen sehr schönen Tempel geben:
Hier in Indien ist es fast überall üblich, dass man ein Zimmer für 24 Stunden bekommt. D.h. genau 24 Stunden nachdem man eingezogen ist, muss man spätestens ausziehen. So packen wir, als ich wieder da bin und fahren dann am frühen Nachmittag mit dem Bus weiter nach Tanjore. Langsam werden wir mutiger und es gibt nach dem Abendessein einen “Straßennachtisch”:
Das sieht jetzt vielleicht nicht unbedingt so aus, ist aber unglaublich lecker!
In Tanjore besichtigen wir den City Palace und den Tempel, also den Brihadishwara Tempel, der ist nämlich Weltkulturerbe und dort ist auch jede Menge los: